Viele Menschen leben in Programmen.
Wecker um 5:50 Uhr. Um 6:00 Uhr aufstehen, ins Bad gehen, Zähne putzen, rasieren, Gesicht waschen, ankleiden, leise die Treppe hinunter, losfahren, am Kiosk zwei Croissants und einen Kaffee mit Milch und Zucker, auf einem der reservieren Plätzen parken, am Arbeitsbrett nach möglichen Änderungen schauen, den Schlüssel vom Dienstwagen nehmen, einladen, losfahren, zum angeschiebenen Ort fahren, Arbeitseinsatz.
Für jeden möglichen Arbeitseinsatz gibt es ein eigenes Programm. Nach dem Ende der Arbeitszeit beginnt das Abendprogramm.
Zu jeder möglichen Abweichung im Programm gibt es ein Wenn-Dann-Szenario.
Wenn Kiosk geschlossen, gehe zur Tankstelle. Wenn Straße gesperrt, fahre über diesen anderen Ort. Wenn das Auto nicht anspringt, rufe diesen Kollegen an. Wenn mein Name nicht auf dem Arbeitsplan steht, melde ich mich beim Routenplaner.
Das Leben findet in diesen Programmen statt, da Fühlen, Spüren und Körperempfinden in diesen gedanklichen Strukturen zumeist nicht vorkommt. Im Programm gibt es keine Stelle, die lautet: «Halte inne, empfinde deinen Körper.» Oder: «Halte inne und fühle. Halte inne und spüre.» Auch nicht: «Empfinde dein Gefühle und wenn es Wut ist, dann… Wenn es Leid ist, dann…» Hierzu laufen unterschwelligen Programme:
Wenn Wut, dann sei still. Wenn Leid, mache den Kühlschrank auf und esse.
Wer seine Gedanken nicht hört und sieht, lebt in Programmen und ist sich dessen nicht bewusst. Manche Menschen treten zu kaum einer Zeit aus den gedanklichen Programmen heraus, denn auch für das Wochenende, für jede Freizeitaktivität und den Urlaub gibt es Programme. Für mögliche Lücken im Ablauf springen Unterprogramme ein:
Wenn Lücke während der Arbeitszeit, setze dich ins Auto und schalte das Radio ein. Wenn Lücke zuhause, gehe zum Lebenspartner und siehe, was anliegt. Wenn Lebenspartner nicht da, schalte Fernsehen oder Internet ein.
Wer in Programmen lebt, lebt ohne Fragen. Denn in den üblichen Programmen gibt es keine Stellen, die lauten: «Halte inne und finde eine Frage.»
Viele sind derzeit dabei, zu reinen Verstandesmenschen zu werden. Viele sind in diesen Zeiten des Wandels ohne inneren Halt. Kaum ein Mensch ist frei von Programmen. Wer hat sie geschrieben?
Tun-Tipp: Übe dich darin, immer öfter vollständig zu erleben. Denken ist nur ein Strom von zehnen…
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veröffentlicht am 13.7.2016, letzte Änderung am 13.7.2016 um 15:00 Uhr
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